Redegewalt
„The only language able to express the whole Truth is Silence“.
Ramana Maharshi
Es gibt ja die gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Das ist eine Art mit jemandem zu kommunizieren, die möglichst gewaltfrei ist. In Kommunikation verbirgt sich das lateinische Wort „communis“, was „gemeinsam“ bedeutet, also ein gemeinsamer Austausch.
Bei der Redegewalt ist jedoch dieses Gemeinsame eben nicht vorhanden.
Vielleicht hast du es auch schon erlebt: Du sitzt in einer Gruppe von Menschen oder auch zu zweit oder zu dritt, und eine Person spricht ununterbrochen. Sie meint zwar mit dir oder euch in Kontakt zu sein, ist aber weder mit sich noch mit dir in Kontakt. In dir zieht es sich immer mehr zusammen. Du weisst nicht, wie du da wieder rauskommst.
Kürzlich wieder einmal erlebt im Ayurveda Retreat. Die redefreudige Person reihte eine Geschichte an die andere, zudem noch Seiten-Geschichten. Natürlich kann dies auch Kontakt schaffen.
Da mir aber eher nach Ruhe zumute war, empfand ich diese logorrhoische Art geradezu als gewaltvoll. Denn wie kann sich Stille gegen Redeschwall wehren? Stille kann nicht sprechen, man kann sie nur fühlen. Ach wie sehne ich mich nach dieser 50/50 Gesellschaft, wo Stille und Sprechen gleich viel Raum kriegen.
Was also sind meine Optionen?
Ich kann mich innerlich zurückziehen, nur noch halb anwesend nicken, aber eigentlich frustrieren.
Oder ich kann sagen, ich möchte eigentlich lieber in Ruhe sein. Oder „du sprichst mir zuviel“, was jedoch als übergriffig empfunden werden kann.
Die wohl beste Lösung, wohl auch grosse Kunst, ist, ich bleibe ganz bei mir, will aber im aussen auch niemanden verändern, und trage meine Stille, Würde und Weisheit langsam ins Feld hinein. Bin also nicht total still, werfe hin und wieder etwas Sinnhaftes ein, doch bleibe ich ganz mit meiner inneren Stille verbunden.
Das Problem der Redegewaltvollen ist ja, dass die Person dermassen nicht mit sich verbunden und so sehr mit der Frau, die Geschichten erzählt oder dem Mann, der die Runde unterhält identifiziert ist, dass sie nicht merken, wann es kippt, wann einfach eine Ruhepause angesagt wäre. Wann es gälte, die Story wegzulassen. Einfach einmal etwas nicht zu erzählen. Klappe halten und fühlen.
Ja das ist nicht einfach, dann kommt der Shit hoch. Aber dazu sind wir doch hier, oder? Um bewusster zu werden. Den Frontallappen zu nutzen, um unser ganzes Bewusstsein zu erforschen. Sonst kommen wir als Menschheitskollektiv doch nie weiter.
Ja Gewaltlosigkeit ist eine grosse Sache. Auch ich bin weiterhin auf der Spur. Leben und Leben lassen ja. Aber bitte bewusst!